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Gadenverein
Geldersheim e. V.


Über uns

Kurzer Abriss der historischen Situation

Geldersheim liegt inmitten einer äußerst fruchtbaren Löss-Lehm-Ebene am Rande von Schweinfurt. Das ehemalige Pfalzdorf war im frühen Mittelalter Absteige und Unterkunft für Kaiser und Könige, die dort genauso ihre Urkunden unterzeichnet haben wie in Aachen oder Aix-en-Chapelle. Im späten Mittelalter kam Geldersheim unter den Hoheitsbereich vom Erzbistum Würzburg, das es wegen seines Reichtums gerne verpfändete, aber auch sofort wieder auslöste, sobald das möglich war.

Die Entstehung der Gadenanlage

In diese Zeit fällt vor etwa 500 Jahren auch die Erlaubnis der Deutschordensherren, zum Schutz und zur Verteidigung um die Kirche eine Mauer mit kleinen Vorratshäuschen zu bauen, die sogenannten Gaden. Solche Gadenanlagen gibt es häufig in Unterfranken, aber auch in Mittelfranken und in Thüringen. Das Wort „Gaden“ kommt aus dem Alemannischen und bedeutet: „kleiner Anbau“. Nichts anderes sind auch die Häuschen in Geldersheim, denn sie dienten lediglich zur Bevorratung von Lebensmitteln (Most und Rüben im Keller, Äpfel und Zwiebeln auf dem Dachboden). Die Anlage war damals noch ein geschlossener Ring, der im Inneren auch einen Brunnen hatte und konnte so in Notzeiten, bei Überfällen, Belagerung und Bränden das Überleben der Dorfbevölkerung sichern.

Die Dorferneuerung

Als Vorratshäuschen werden die Gaden von privat auch heute noch genutzt, dennoch verfielen sie in den letzten 30 Jahren zusehends. So war es ein großes Glück, dass Geldersheim mit seiner Gadenanlage 1984 in das Programm der Dorferneuerung aufgenommen wurde. Die Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung und die Gemeinde erwarben die am meisten verfallenen Gaden mit der Absicht, diese zu renovieren und, wenn möglich, damit einen „Dominoeffekt“ anzustoßen.

Doch was sollte nach der Renovierung damit geschehen? Wieder verfallen lassen? Viele Menschen machten sich Gedanken, unter anderem Professor Gerhard Maier mit seinen Studenten, aber auch Dr. Hans Hahn, der sich von der historischen Seite aus intensiv mit den Gaden auseinandergesetzt hatte. Es gab auch die Idee, in den Gaden als „Telehaus“ Arbeitsplätze am Computer zu schaffen.

Schließlich führte die „Gesellschaft zur Information und Bildung“ (GIB) einen Workshop zur Bürgerbeteiligung durch, um noch mehr Ideen zu sammeln. In diesem Rahmen machte Claudia Cebulla in einer Gemeinderatssitzung den Vorschlag, in den Gaden eine Galerie einzurichten nach der Devise „Klein aber fein und warum nicht auch auf dem Land?“ Der Vorschlag fand Gefallen und der Architekt Dag Schröder plante daraufhin für die Galerie einen Zwischenboden unter dem Dach ein.

Die Gründung des Gadenvereins

Bauoberrat Otto Kister von der Direktion für Ländliche Entwicklung in Würzburg regte daraufhin die Gründung eines Fördervereins an, der die Galerie und andere kulturelle Aktivitäten betreuen sollte.

Es wurden bald Menschen gefunden, die die Idee eines Gadenvereins unterstützten, aber viele Menschen im Dorf konnten sich noch nicht mit der Gründung eines neuen Vereins anfreunden. Das könne doch der Heimat- und Brauchtumsverein mit übernehmen, hieß es. Dass hinter der Idee des Gadenvereins ein völlig anderes Konzept stand, war vielen Menschen noch nicht klar. So scheiterte der erste Versuch einer Gründung im Januar 1994. Der Heimat- und Brauchtumsverein war mit seinen eigenen Aufgaben ausgelastet und unterstützte die Gründung des Gadenvereins. Am 25. März stellte Dr. Hans Hahn im Pfarrheim seine Broschüre „Aus der Vergangenheit des Dorfes“ vor. Den Erlös aus dem Verkauf stellte er später dem Gadenververein zur Verfügung. Dafür sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Am 20. Juni des selben Jahres konnte der Gadenverein im Schützengarten gegründet werden. Anwesend waren 18 Gründungsmitglieder, die alle die Satzung unterschrieben. Als Vorsitzende wurde Claudia Cebulla gewählt, als Stellvertretende Vorsitzende Bürgermeisterin Ruth-Hanna Gube. Mit dem Amt der Schatzmeisterin wurde Renate Mauder betraut und Schriftführerin wurde Margit Gildner (heute Pabst). Dazu wurden 4 Beisitzer gewählt: Ein Vertreter des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege Geldersheim (Elvira Schießer), Erwin Pfister, Dr. Hans Hahn und Bauoberrat Otto Kister. Das Amt der Kassenprüferinnen übernahmen Elfie Klement und Waltraud Huppmann.

Am 11. November 1994 wurde dem Gadenverein vom Registergericht Schweinfurt die Gemeinnützigkeit anerkannt, so dass er nun ein „e.V.“ an seinen Namen anhängen durfte.

Erste Aktivitäten des Vereins

Am 2. Dezember stellte sich der Verein in einer Festveranstaltung der Bevölkerung vor. Hier wurden die Ziele und Visionen des Vereins erläutert. Herzstück der Veranstaltung war ein Vortrag von Dr. Hans Hahn mit dem Titel „Gaden und andere Bauten“. Diese Rede wurde gedruckt und zu Werbungszwecken dem Verein zur Verfügung gestellt. Außerdem stellte der Architekt Dag Schröder seine Pläne zur Renovierung der Gaden vor und Bauoberrat Otto Kister erläuterte die Finanzierung der Gaden.

Eine weitere Schrift brachte Dr. Hans Hahn im Januar heraus mit dem Titel: „Die Geldersheimer Siedlungskammer in der späten Bronzezeit, auch Urnenfelderzeit genannt.“ Herausgeber dieser Schrift war ebenfalls der Gadenverein.

Bei seiner 1. Jahreshauptversammlung am 13. Februar 1995 zählte der Verein bereits 68 Mitglieder.

Die Sanierung der Gaden

Am 20. Februar 1995 fand der erste Spatenstich für die Instandsetzung der Kirchgaden an der Gadenanlage statt. Die Gaden wurden in Eigenleistung der Teilnehmergemeinschaft der Dorferneuerung entkernt und dann nach den Plänen von Dag Schröder saniert. Nach nur einem halben Jahr fand das Richtfest am 27. September 1995 statt. Der Ausbau dauerte dann bis 1997, wo am 26. September die Gaden eingeweiht und mit einem „Tag der offenen Tür“ am 27. und 28. September der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Daraus entwickelte sich das „Gadenfest“, das jedes Jahr Ende September stattfindet und das bisher nur zwei Mal so verregnet war, dass man nicht mehr draußen sitzen konnte, sondern in den Gaden feiern musste.

Die kulturelle Nutzung der Gaden

Am 20. Dezember begann der Gadenverein seine Veranstaltungsreihe mit der „1. Galderschummer Weihnacht“, wo die Gruppe „Baiersdorfer Volksmusik“ eine „Fränkische Weihnacht“ aufführte. Die Gaden waren voll besetzt und die Besucher konnten vom Alltagsstress abschalten und sich auf das bevorstehende Weihnachtsfest einstimmen.

Im Turnus von etwa 2 Monaten findet seither in den Gaden ein Reigen von verschiedenartigsten Veranstaltungen statt. So gehören Gitarrenkonzerte genauso wie Kammermusikabende, Mundartlesungen sowie Einmanntheater, Weinproben oder Kabarettabende zum Repertoire der Kleinkunstbühne in der Gadenanlage. Es gab auch schon exotische Konzerte mit Tuba, mit einer Cymbal oder mit 3 Hackbrettern. Zum festen Programm gehört außer der „Galderschummer Weihnacht“ auch die „Geldersheimer Bluesnight“, die ins Leben gerufen wurde, als die Bluestage in Schweinfurt abgeschafft worden waren.

Inzwischen ist die Kleinkunstbühne des Gadenvereins in der Region zu einem festen Begriff geworden.

Die Gadengalerie

Bauoberrat Otto Kister von der Direktion für Ländliche Entwicklung wollte als „Kunst am Bau“ kein Kunstwerk anschaffen, sondern ein Projekt starten. Der Titel dieses Projekts lautete: „Wie sehen Geldersheimer Bürger ihr Dorf?“ Diese „Geldersheimer Ansichten“ sollten von Geldersheimer Bürgern gemalt werden.

Ein Aufruf in den „Geldersheimer Nachrichten“ brachte zunächst keine Resonanz. Durch Mundpropaganda gelang es dann aber doch, eine Gruppe von 10 Leuten zu finden, die bereit waren, ihr Dorf zu malen.

Das Projekt wurde von der Direktion für Ländliche Entwicklung gefördert, indem die Teilnehmer ausgestattet wurden mit Aquarellfarben, Pinseln und Zeichenblöcken. Für die Galerie in den oberen Räumen der Gaden wurden dann noch Hängesysteme und Rahmen angeschafft.

Am 29. Mai 1995 fand im Schützengarten unter der Anleitung des Schwarzacher Künstlers Theo Steinbrenner der Einführungsabend statt, an dem die Gruppe in die Geheimnisse der Aquarellmalerei eingeweiht wurden. Zwei weitere Abende betreute Theo Steinbrenner die Gruppe, die dann auch im Freien malte und sich dabei mit den Grundlagen der Perspektive befasste. Anschließend arbeitete die Gruppe selbständig weiter.

Die künstlerische Leitung übernahm Claudia Cebulla und die organisatorische Leitung liegt seither in den Händen von Susanne Mauder.

Die Gadenmalgruppe besteht noch heute. Neben den monatlichen Maltreffen organisiert und betreut sie die Ausstellungen in der Gadengalerie. Ihre eigenen Werke stellt sie inzwischen immer wieder im Atelier CCC aus, das ebenfalls in der Gadenanlage untergebracht ist.

Ausstellungen in der Galerie

Die Galerie wurde mit der Ausstellung „Ansichten von Geldersheim“ mit Bildern der Gadenmalgruppe am 19. Juni 1999 durch Bauoberrat Otto Kister feierlich eröffnet. Seither gibt es im Jahr 6 Vernissagen mit Künstlern, die meist aus der Region kommen. Im Jahr 2006 kam aber auch der Künstler Andres Alderete extra aus Chile angereist, um in den Gaden in Geldersheim seine Bilder auszustellen!

Sonntags ist die Galerie von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet und wird entweder vom ausstellenden Künstler selbst beaufsichtigt oder von Teilnehmern der Gadenmalgruppe. In den Sommer- und Weihnachtsferien ist die Galerie geschlossen.

Ausgestellt wurden seither die verschiedenartigsten Kunstwerke: Aquarelle, Öl- und Acrylbilder, Bleistift- und Filzsiftzeichnungen, aber auch Holzskulpturen, Objekte aus Glas, Aufbaukeramik und Batikarbeiten.

Seit 2002 gibt es immer Anfang September eine Sonderrubrik unter dem Titel „Kunst aus Geldersheim“. Hier haben kreative Menschen aus dem Dorf die Möglichkeit, ihre Werke in den Gaden auszustellen. Eröffnet wurde diese Rubrik mit den Künstlerbären von Irene Leichsenring und Susanne Dobner.

Zur Situation heute

Um die Angebote des Gadenvereins einem größeren Kreis von interessierten Menschen zugänglich zu machen, ist der Gadenverein nunmehr auch im Internet präsent. Sie können sich also stets aktuell über die Aktivitäten des Vereins und insbesondere über das laufende Veranstaltungsprogramm  informieren.

An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an alle diejenigen, die durch ihre Ideen und ihre tatkräftige Hilfe den Gadenverein am Leben erhalten.

So bleibt nur noch, dem Verein viele Freunde, Gäste und interessierte Besucher zu wünschen, denn davon lebt dieser Verein, damit er seine Aufgaben zur Förderung von Kunst und Kultur und der Belebung der Gaden weiterhin gut erfüllen kann.

Claudia C. Cebulla, 1. Vorsitzende des Gadenvereins                       Annemarie Schuler, 2. Vorsitzende des Gadenvereins

https://claudia-cornelie-cebulla.de

Von harald am 29.01.2010 um 10:54 Uhr gespeichert unter • Kommentare deaktiviert für Über uns • 21.999 views


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